Ton Maas
Unaufhaltsamer Enthusiasmus des rasenden Akkoredonisten Lubenov
Musik- Wirtschaftlich steht Bulgarien bestimmt im Schatten von Österreich, wenn es aber ums Musizieren geht, sind die Rollen sofort getauscht. Die Zweiteilung im Gipsyjazz-Ensemble von Martin Lubenov sprach im Amsterdamer Bimhuis Bände: vorne drei bulgarische Roma, dahinter die aus Kontrabass, Schlagzeug und Gitarre bestehende Rhythmusformation aus Österreich. Während die Frontline verspielt und locker musizierte, wurde im Hintergrund eher geschuftet. Besonders bei Drummer Harald Tanschek konnte man die Hirnarbeit mit den bulgarischen Rhythmen am Gesicht ablesen - im Gegensatz zur natürlichen Gewandtheit mit der sich der bulgarische Drummer Borislav Petrov vor ein paar Monaten auf der gleichen Bühne mit seinem Landgenossen Theodossi Spasov duellierte.
Der unaufhaltsame Enthusiasmus mit dem Lubenov seine Finger über die Tastatur seines Akkordeons rasen lässt, wird dadurch aber nicht eingeschränkt. Lubenov verwendet kaum die Knopfseite auf seinem Instrument. Seine Stärke liegt in
den unnachahmlichen Läufen, die perfekt synchronisiert mit dem Klarinettisten Krasimir Malakov gespielt werden. Ganz speziell an Lubenov ist die perfekte Balance aus Durcheinander und Tradition. Der Sänger Petar Yankov mit seinem tief klingenden Vibrato und der schwungvollen Interpretation alter Romalieder bestätigt immer wieder die Rolle als Fels in der Brandung, wodurch Lubenovs widerspenstige Akzente nie den Kontakt mit der Basis verlieren.